Wir schreiben hier auf mint.network viel über Fotografie - doch wusstet ihr, dass man auch mit einer Streichholzschachtel Fotos machen kann? Ich zeige euch in diesem Artikel eine Bauanleitung, wie ihr recht einfach eine solche Kamera bauen könnt und damit Fotos macht.
Als Hinweis: Dieser Artikel ist meiner Seminararbeit entnommen, die ich anfang November zum Thema “Lochkamera” abgeben werde – in nächster Zeit gibt es noch einige weitere Auszüge daraus. Außerdem orientiert sich diese Anleitung sehr stark an der englischen Webseite matchboxpinhole.com.Als erstes benötigt ihr – neben der Streichholzschachtel – einige Dinge zum Bau:
- Handelsübliche Streichholzschachtel
- Zwei Rollen 35mm-Film (AGFA, 200, 36 Fotos)
- Handelsübliche Aluminiumfolie
- PVC-Isolierband
- Klebeband wie Tesa-Film
- Pappkarton
- Spiralfeder
Als Hifsmittel zum Schneiden, anmalen etc. braucht ihr noch:
- Schere
- Teppichmesser
- Lineal/Geodreieck
- Schwarzer Permanentmarker
- Dünne Nadel
- Korkunterlage oder Flaschenkorken
Der Einschub der Streichholzschachtel muss herausgezogen werden, die enthaltenen Streichhölzer werden nicht mehr benötigt. Auf die Außenseite des Einschubs (also die, welche nicht die Streichhölzer enthielt) zeichnet man sich mit einem Stift im gewünschten Bildformat ein Rechteck, 36mmx24mm wäre hier das übliche Format.
Da es nötig ist, das Rechteck exakt mittig zu platzieren, bieten sich zwei Diagonalen als Hilfslinien an. Zum Ausschneiden verwendet man am besten ein Teppichmesser.
Auf der Hülle der Streichholzschachtel muss nun – ebenfalls exakt mittig – ein Quadrat von 6mm Seitenlänge ausgeschnitten werden, auch hier helfen Diagonalen zur Bestimmung des Mittelpunkts. Durch dieses Loch wird später das Licht einfallen.
Es bietet sich ebenfalls an, sowohl den Einschub als auch die restliche Schachtel komplett schwarz anzumalen, um Reflexionen zu vermeiden. Ein Permanentmarker ist hier am geeignetsten. Die Außenseite der Streichholzschachtel kann davon ausgenommen werden. Nun sollten die bisher bearbeiteten Teile wie folgt aussehen
Das bisher ausgeschnittene Loch mit 6mm Seitenlänge wäre noch zu groß. Um ein kleineres zu erhalten, werden nun ein Stück Aluminiumfolie sowie eine möglichst dünne Nadel gebraucht. Aus der Aluminiumfolie schneidet man nun ein circa 10mmx10mm großes Quadrat aus, welches man mit einem Stück Klebeband auf der Korkunterlage fixieren sollte. Alternativ dazu bietet sich ein normaler Flaschenkorken an oder eine Unterlage aus dickem Karton.
Die Unterlage hat den Nutzen, das beim Stechen des Lochs kein Grat an der Unterseite der Folie entsteht. Ist die Aluminiumfolie fixiert, sollte man die Nadel zwischen Daumen und Mittelfinger nehmen, sodass man sie damit drehen kann, während man mit dem Zeigefinger auf die Oberseite Druck ausüben kann. Während man nun die Nadel durch die Aluminiumfolie sticht sollte sie sich drehen, sodass das Loch weniger gestochen als gebohrt wird.
Das Loch sollte nun maximal 0,2mm Dicke betragen, je dünner es ist, desto schärfer wird später das entstandene Foto werden. Da die Aluminiumfolie stark reflektiert, sollte man auch hier die Rückseite mit einem schwarzen Permanentmarker anmalen.
Die Aluminiumfolie mit Loch platziert man nun so über dem 6mm-Loch, sodass sich das gestochene Loch exakt mittig befindet. Anschließend kann man die Folie mit Isolierband festkleben, sodass alle Kanten lichtdicht abgeschlossen sind und lediglich das gestochene Loch frei von Klebeband ist.
Möchte man außerdem, dass man eine Art „Verschluss“ einsetzt, kann man diesen mithilfe eines Stückes Pappe bauen. Dazu schneidet man ein Rechteck mit circa 25mmx40mm Größe aus sowie ein Quadrat mit 32mm Kantenlänge. In letzteres schneidet man – wieder exakt mittig – ein Quadrat mit etwas mehr als 6mm Kantenlänge. Das Quadrat platziert man nun mittig über der Lochblende sodass das ausgeschnittene Loch genau über dem gestochenen Loch liegt und dieses mittig einschließt. An drei von vier Seiten fixiert man es nun mit Klebeband während man am besten die Seite an der Längskante der Schachtel frei von Klebeband lässt, sodass man dort später das rechteckige Stück Pappe einschieben kann.
Auf der Rückseite des so gebastelten Verschlusses kann man noch ein wenig schwarzes Tape anbringen, sodass auch hier keine Reflexionen auftreten können.
Als nächstes benötigt man ein Hilfsmittel zur Messung, wie weit man den Film winden muss, um nicht ein vorher belichtetes Stück noch einmal zu belichten aber auch nicht in der anderen Richtung Film zu verschwenden.
Da der Film auf beiden Seiten gezahnt ist um in einer Kamera transportiert werden zu können, kann man sich diese Zähne zu Nutzen machen und einen Klickmechanismus anbringen. Dieser besteht aus einer Spirale einer Spiralfeder, wie man sie bei gehefteten Blättern findet.
Diese Spirale befestigt man so an der abzuwindenden Filmrolle, dass beim Weiterziehen durch das Einrasten Klick-Geräusche entstehen. Sehr gut zeigt dies das folgende Bild.
Man sollte durch ein kurzes Herausziehen testen, ob der Mechanismus funktioniert und hält. Auf keinen Fall sollte man – auch später bei zusammengebauter Kamera – die Rolle aufwickeln, da man sonst den Filmstreifen mit der Feder verkantet und zerstört.
Der nächste Schritt besteht darin, die Kamera zusammenzubauen. Dafür schneidet man an der neuen Filmrolle die Lasche so ab, dass eine gerade (auf der Längsseite des Films rechtwinklig stehende) Schnittkante entsteht, das gleiche macht man an der zweiten Filmrolle, welche man vorher fast komplett abwickeln sollte.
Die beiden Schnittkannten klebt man nun mit durchsichtigem Klebeband zusammen, nicht ohne den Film vorher durch die Schachtel geführt zu haben und zwar so, dass die nicht glänzende Seite in Richtung des Lochs zeigt.
Anschließend kann man den Einschub in die Kamera schieben und den zu langen Film aufwickeln, sodass die beiden Filmrollen dicht an der Schachtel anliegen.
Die bislang leere Filmrolle kann bündig abschließen, die geladene und mit Klicker versehene sollte ein wenig Abstand haben, sodass der Klick-Mechanismus funktionieren kann. Damit die Rolle diese Position behält, verspannt man sie auf der Rückseite, also dort wo sich nicht der Klicker befindet, mit Tape sodass sie auf der Seite mit Klicker nicht dichter an die Schachtel rutschen kann.
Auf dieser Seite benötigt man nun ein weiteres quadratisches Stück Pappe mit circa 35mm Seitenlänge. In dieses schneidet man an einer Kante ein 15mm langes und 28mm breites Stück heraus und positioniert es so auf der Schachtel, dass die Auskerbung den Klickmechanismus frei lässt.
Nachdem dieses Stück gut befestigt ist, kann man das eben ausgeschnittene Rechteck leicht geknickt über das Loch mit Klickmechanismus kleben allerdings so, dass dieser nicht in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Das alles sollte lichtdicht und stabil verklebt werden, zwischendurch kann man kurz probieren, ob das Klicken noch zu hören ist. Die fertige und lichtdicht verklebte Lochkamera sieht dann in etwa so aus:
Zur Aufnahme muss man den Film nun sechs Klick weiterdrehen und den Verschluss anheben, ist man fertig schließt man ihn wieder und dreht genau sechs Klicks weiter.
Ich würde euch an dieser Stelle neben den Bildern der fertigen Kamera eigentlich noch gerne einige Ergebnisse präsentieren – ich warte allerdings noch auf die entwickelten Filme und werde die Bilder somit nachreichen, sobald ich sie bekommen und digitalisiert habe!
Meine Bilder sind da und digitalisiert – im Folgenden präsentiere ich euch einige, zum Betrachten in Groß einfach die Kachel anklicken!
Solltet ihr noch Fragen haben, schreibt einen Kommentar, ich würde mich außerdem riesig freuen, wenn ihr euer gebastelte Kamera fotografiert und ebenfalls im Kommentar einen Link einfügt, gerne auch zu einigen Ergebnissen!
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